Eine kleine Auswahl von Juli bis Dezember. Im 2. Halbjahr wurde deutlich häufiger die eigene Meinung kundgetan. 73 Prozent aller Leserbriefe wurden in den Monaten Juli bis Dezember in der Tageszeitung abgedruckt. Eine kleine Auswahl.

Beklagt wird, dass nicht nur die Postbank in Lünen, Kurt-Schumacher-Straße schließt und somit das Filialnetz ausgedünnt wird. Auch in Brambauer wird abgeschlossen. Dass man als Volunteer bei der Fußball-EM zwar gerne als Ehrenamtler genommen wird, aber nicht mit günstigen Eintrittskarten belohnt wird, beklagt ein Fußballlotse, wie zum Beispiel Bundeswirtschaftsminister und Innenministerin, die die Karten berappen könnten, aber nicht müssen, sollten ein Ehren-Entgelt bezahlen und dieses über einen Sonderfond dem Sport zur Verfügung stellen.

Es wird dazu aufgerufen, Flagge zu zeigen, solange wir es noch können. Der Verfasser weist darauf hin, dass das Wettrüsten sich wie eine tödliche Spirale in unserem Denken festsetzen könnte. Und er glaubt zu wissen, dass es ohnehin ein Trauerspiel sei, dass in der Öffentlichkeit diese Bedrohung kaum noch wahrgenommen wird. Eine weitere Leserin ist erstaunt, dass sich die Kosten der Modernisierung der Pestalozzischule nur auf 2,9 Millionen Euro belaufen sollen.

Wenig erfreulich war ein Leser über die Berichterstattung eines RN-Redakteurs. Dieser hatte beim Empfang der Olympionikin Jule Hake deren Freunde, Sponsoren, Familienangehörige und offizielle Vertreter der Stadt offenbar als „Schaulustige“ bezeichnet. Dass der Bürgermeister Bürgerdialoge ankündigt, ist das eine. Dass dann Fragen aus der Bürgerschaft nicht beantwortet werden und trotz Nachfrage ins Leere laufen, wurde ebenso bemängelt. Aber auch Antragsstellern von Bürgeranträgen ergeht es nicht besser, denen wenig Respekt entgegengebracht wird.

Im Herbst ist die Einkaufsstraße dran. Gleich zwei Leserinnen und Leser sind über den wirtschaftlichen Niedergang Lünens entsetzt, der auch in der Fußgängerzone sichtbar wird, wie die beiden feststellen. Über die Kandidatur des amtierenden Rathauschefs findet ein ehemaliger Verwaltungsmitarbeiter kritische Worte. Er könne nicht sagen, in welcher Sache der Bürgermeister die Stadt Lünen vorangebracht oder Innovationen angestoßen habe. Ein weiterer findet, dass die Drohungen des Chefs der Verwaltung gegen den Beigeordneten Christian Klicki, der sich als Kandidat für den Bürgermeisterposten bewirbt, unangebracht sind. Einen Tag später legt der nächste Leser nach und attestiert dem Bürgermeister keine Einsicht in die eigenen Fehler. Und zum Monatsausklang solle bitteschön aus dem Willi der Woche die Wilhelmine der Woche werden.

Gerade ist die B 54 feierlich freigegeben worden, erinnert ein Leser daran, dass aus seiner Sicht ein anderes Konzept damals wahrscheinlich besser gewesen sei. Nämlich den Weiterbau der B 236 über die Lippe Richtung Selm. Nun will er sich überraschen lassen, wie lange es keinen Stau auf der neuen B 54 gibt. Der nächste Leser stellt fest, dass die (eigentlichen) Gewinner der verunglückten Grundsteuerreform die Gewerbeobjekte sind.

Ein besorgter Bürger findet die Geheimniskrämerei um die Kosten der sog. Lüner Gespräche völlig unverständlich und glaubt, dass eine Verschwiegenheitspflicht nicht haltbar ist. Der Ratsherr einer Fraktion verweist darauf, dass in der eigenen Gruppe einiges an Diversität los ist. Er fragt, ob die Redaktion der Ruhr Nachrichten genauso viel Vielfalt wie die eigene Fraktion zu bieten hat. Wenn auch selten, aber auch Lob wird schon mal vergeben. Die IGA 2027 mit Fußwegebrücke, Lichtelemente, die zukünftige Entwicklung des Halden-Top und mehr werden identitätsstiftend wirken. Schlussendlich springt man aus der Ferne dem Kämmerer, bei dem Respekt gezollt werden müsste, um die Finanzprobleme der Stadt zu adressieren.
Fazit
Das war unser kleiner Leserbrief-Jahresrückblick in zwei Teilen. Nächstes Jahr wird das Leserbrief-Aufkommen möglicherweise wieder ansteigen. Im Wahljahr ist tendenziell viel Schreibbedarf. Im Übrigen haben wir einen Rückgang auch bei den Stellungnahmen verzeichnet. Oft ein Instrument, was von den Parteien genutzt wird, um sich selbst ins rechte Licht zu rücken oder der Konkurrenz eins auszuwischen. Waren es 2023 noch 31 Stellungnahmen, konnten sich die Politprofis 2024 gerade noch zu 17 Kommentaren aufraffen.