Novemberblues

pixabay Gerd Altmann

Der November hat’s mit den Toten: Allerheiligen, Allerseelen, Totensonntag und dann auch noch der Volkstrauertag. Ein Gedenktag aus dem Jahr 1919, an dem das Volk eher weniger beteiligt ist. Die Offiziellen versammeln sich im Rathaus, halten betroffene Reden und lauschen sanften Gesängen zur Laute.

Einmal im Jahr kommt Besuch

Aber da gibt es noch die „Kriegerdenkmale“, die an diesem Tag von der Stadt aufgehübscht werden – alles picobello. Hierher kommen Vertreter von Vereinen – Schützen, Feuerwehr und Reservisten – zu einer Pflichtveranstaltung mit anschließendem Grünkohlessen. Mit etwas pathetischem Tsching­de­ras­sa­bum wird ein Kranz – Standardmodell Weltschmerz –  niedergelegt. Die wichtigsten drei Treffpunkte sind:

Der Obelisk an der
Graf-Adolf-Straße

Ein preußischer Adler mit ausgebreiteten Schwingen – über Fahnen, Gewehr und Eisernem Kreuz –  blickt seit Leipzig-Einundleipzig in die Ferne, offenbar auf der Suche nach dem Sinn.

„Kriegerdenkmal“ an der Bergkampstraße

Hier thront das Tatzenkreuz sogar über der Weltkugel.

Im Original war an der Stelle ein christliches Kreuz – vermutlich nicht militärisch genug.

„Ehrenmal“ an der Brechtener Straße

Hier wird richtig zugelangt: Ehre und Vaterland. Kein Wunder, es wurde 1933 gebaut, nach den Kriegen, die weder für das eine noch das andere gut waren.

Aus der Zeit gefallen

Hauptsache, Pathos! Helden, die für eine Flagge starben, die sie selbst nicht gehisst haben. Ehre und Vaterland, all das ist von gestern.

Aber mit ein paar Worten kann man aus einem Kriegerdenkmal ein Friedensdenkmal machen. Das ist, als würde man einem Panzer ein Peace-Zeichen aufmalen und behaupten, er sei jetzt ein Wohnmobil.

Geht's auch anders?

Völkisches Gedankengut ist wieder salonfähig und da helfen solche Rituale mit leichtem Hang zu Kitsch erheblich. 

Die Stadt könnte die offizielle Bezeichnung „Ehrenmale“ in „Mahnmale“ umbenennen. Zusätzlich sollten an diesen Denkmalen Schilder mit kommentierenden Texten aufgestellt werden. Beispiele dafür gibt es in anderen Städten genug. 

Dann finden sich auch andere Orte, um über Frieden zu sinnieren als diese Steine aus einer Mischung von Lorbeer, überholten Symbolen und leichter Melancholie.

Beispiel für kommentierende Text am Hamburger Bismarck-Denkmal

Nie wieder Krieg

Kein Mensch braucht Kriege. Sieger und Verlieren sitzen auf ihren Ruinen und sagen:
 „Nie wieder!“
 Bis zum nächsten Mal.

Dabei liegen Lösungen auf der Straße, bzw. kleben an Laternenpfählen. Es könnte so einfach sein.

Vielleicht sehen wir uns auf der Maiwanderung am „Krieger“ zum Trinken für den Frieden.

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