Zug um Zug

Ich höre die Pendler schon kreischen, aber ich muss es einfach loswerden: Bahnfahren kann auch Spaß machen

Zufällig stand der TRI-Zug (RE3) abfahrbereit auf dem Gleis 10 in Düsseldorf. Er sieht aus wie aus den 80er. Sicherheitshalber frage ich nach, ob es der richtige Zug nach Dortmund ist oder doch nur ein nostalgischer Sambazug. Der Zug fährt wirklich als fahrplanmäßiger Regional Express 3 nach Hamm.

Der Betreiber TRI entwickelte die Idee, ältere Fahrzeuge aufzuarbeiten und sie für planmäßige Einsätze im Personenverkehr verfügbar zu machen. Aber nicht nur die Ausstattung ist retro, sondern auch die Betreuung. Der Reisende wird über jede Änderung und deren Grund äußerst freundlich – permanent – informiert. Durchsagen fordern höflich, aber bestimmt dazu auf, die Sitze nicht mit Taschen oder Jacken zu belegen, damit alle sitzen können. Dadurch bleibt der Türenbereich frei, was das Ein- und Aussteigen erleichtert und beschleunigt. Ja, manchen Zeitgenossen müssen auch Selbstverständlichkeiten immer wieder neu erklärt werden.

Türen selber öffnen

Kein Piepen, kein Leuchtknopf – drücken allein funktioniert nicht. Von außen muss ich schon kräftig auf eine Klinke drücken und beherzt ziehen, damit sich die Tür öffnet. Beim Aussteigen gibt es eine Bedienungsanleitung mit Text und vielen Symbolen. Leicht ist es nicht, steigert aber das Selbstwirksamkeitsgefühl.

Entspannt sitzen auf Federkern

Ich lasse mich locker in den Sitz plumpsen. Nur ein leichtes Nachfedern ist zu spüren und während der Fahrt wird jede Zugbewegung sanft weggeschaukelt.
Die Wagen sind geräumig und die Gepäckablagen bieten viel Platz. Der gesamte Zug durchgängig zu erkunden.

Fenster öffnen

Ja, richtig gelesen – Fenster, die geöffnet werden können. Den Fahrtwind spüren, die Haare wehen lassen, die Kühle fühlen und die Geschwindigkeit wahrnehmen. Aber nicht vergessen: Keine Flaschen und Menschen aus dem Fenster werfen.

Technik erleben

Live dabei – den Druck ablesen, sind die Sicherungen umgelegt, stimmt die Spannung, leuchten die Kontrolllichter und ist das Rücklicht eingeschaltet? Jeder hat die gesamte Kontrolle – das ist vollkommene Transparenz der Betriebsabläufe. 

Sicherheit

Wo befindet sich in einem modernen Zug die Handbremse? Hier ist sie gut sichtbar, aber Vorsicht, der Missbrauch ist strafbar und die Handbremse wirkt nur auf ein Drehgestell. Der gut sichtbare Feuerlöscher signalisiert, bei uns wird Sicherheit großgeschrieben.

Entsorgung

In „normalen Zügen“ eine zusammengeknüllte Brötchentüte in den Mini-Abfallbehälter zu pressen, ist eine echte Herausforderung. Im TRI-Zug können ganze Brote am Platz entsorgt werden. Wem das nicht reicht, findet im Vorraum jede Menge größere Behälter.

Fahrgeräusche miterleben

Wer die außergewöhnlichen Fahrgeräusche erleben will, begibt sich am besten in den Übergang zwischen den Eisenbahnwagen. Die Akustik ist phänomenal. Auf den „Notsitzen“ lässt sich das Schienenkonzert auch im Sitzen genießen.

Augen schließen und genießen

Die TRI-Züge sind aufgrund der alten Technik nicht barrierefrei.

Im Moment fährt der TRI-Zug als RE3 nur zweimal am Tag. Wann genau ist über die DB-App zu erfragen. Unter den Details steht der Beförderer TRI.

Weitere Informationen zu TRI: https://train-rental.com/

2 Kommentare zu „Zug um Zug“

  1. Marie Claire Damschen

    Ich gebe es zu. Mein schlechtes Gewissen, wenn aus Gründen mangelnder Lebensmittel Verwaltung ,ein ganzes Brot verschimmelt hinter dem alten Küchenradio durch Zufall entdeckt wird. Was jetzt und wohin damit? In die grüne Tonne? Wäre total korrekt! Aber will ich mich den vorwurfsvollen Blicken der Hausgemeinschaft aussetzen und irgenwelche Erklärungen stammen? Bestimmt nicht!! Die Lösung: Mein Deutschland Ticket. Ich suche eine Fahrt mit dem R3 (betrieben von TRI) nach Hamm heraus (nur 2xtägl.- aber das kriege ich hin), peile gezielt einen Fensterplatz an und lasse ,in einem unbeobachteten Moment ,das Brot im „Brot Kasten“ verschwinden. Der Schaffner sollte das natürlich nicht mitkriegen! Aber der ist ja gut damit beschäftigt, den Zug am Rollen zu halten.

    1. Liebe Marie Claire, das ist an sich ein schlüssiges Vorgehen. Trotzdem haben wir in der Redaktion lange beraten und einen Alternativvorschlag erarbeitet. Wie wäre es mit einem Wochenplan und dem täglichen Eintrag: gründliche Kücheninspektion! Zur Erleichterung empfehlen wir, die Bodenschränke mit Rollen und die Hängeschränke oben mit Scharnieren zu versehen. Das erleichtert die genaue Kontrolle ungemein und kein verloren gegangenes Brot hat die Chance zu verschimmeln. Die Inspektion ist ruckzuck erledigt und damit zeitsparender und nachhaltiger als eine Zugfahrt. Wenn es noch Fragen zu alltäglichen Problemen gibt – wir helfen gerne.

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