Die Bürgermeisterkandidaten auf dem Prüfstand II

Zum Einstieg in unseren Teil 2 wollten wir wissen, wie für die Bürgermeisterkandidaten ein gelungener Arbeitstag aussieht. Wir beschäftigten uns auch ausführlich mit interessanten Themen wie Smart-City, Arbeitsplätzen auf der STEAG-Fläche, Klimaschutz und Tempo-30-Zonen – das waren echte Höhepunkte. Und weil Lünen ein tolles Kinofest hat, fragten wir, in welche Rolle die Aspiranten gerne schlüpfen würden. Lust auf unbekannte Tauchgänge in die Welt der Bürgermeisteranwärter? Kommen Sie mit in den zweiten Teil unseres Fragebogens voller spannender Zusatzinfos!

Martina Förster-Teutenberg

Dr. Christian Klicki

Andreas Dahlke

10. Wie sieht für Sie ein gelungener Arbeitstag aus?

Ein gelungener Arbeitstag schafft eine positive Arbeitsatmosphäre, die Mitarbeitenden fühlen sich unterstützt und es wird effektiv kommuniziert. Dies beinhaltet, dass es klare Ziele und ein ehrliches Feedback gibt, man sich zuhört und Vertrauen ins Team hat. Ein gelungener Arbeitstag ist geprägt von produktiver Arbeit, gegenseitigem Respekt und dem Gefühl, gemeinsam etwas erreicht zu haben.

Ein gelungener Arbeitstag beginnt für mich mit dem offenen Austausch mit Bürgern, sei es bei Anfragen direkt im Rathaus oder vor Ort bei Dialogformaten. Im Rathaus treffe ich Entscheidungen mit meinem Team, die Projekte voranbringen. Abends sehe ich bei einem Ortstermin, dass eine Idee Wirklichkeit geworden ist, zum Beispiel eine sanierte Sportanlage. Dann weiß ich: „Heute hat Lünen einen kleinen Schritt nach vorne gemacht.“

Ein guter Tag fängt mit einem Kaffee und der Tageszeitung schon zu Hause an. Dann ein Blick auf die Termine, Aufgaben und dringende Anliegen von Bürgern und Mitarbeitenden. Ein guter Tag endet mit konkreten Ergebnissen, offener Kommunikation, Bürgernähe und mit gestärkter Mitarbeiterbindung.

11. Lünen ist auch die Stadt des Kinofests.
Welche Rolle würden Sie übernehmen?


Penny Chenery aus dem Film Secretariat

Ich wäre gerne Regisseur. Es geht mir nicht ums Rampenlicht, sondern darum, Talente zu fördern und gemeinsam etwas Gutes entstehen zu lassen. Aber James Bond wäre auch spannend. Klare Mission, kühler Kopf und kreative Lösungen – nur eben mit Kaffee statt Martini.

In einem Film würde ich lieber die Rolle des Organisators oder übernehmen, um Dinge zu verbinden und zu lenken.

12. Werden Sie sich als Bürgermeister für mehr
Tempo-30-Zonen einsetzen?

Ich persönlich habe Bedenken zur Effizienz einer Tempo 30 Ausweitung. Was vielleicht für den Lärmschutz gut ist, erscheint mir in der Umweltgesamtbilanz kontraproduktiv. Aber hier zählt nicht mein Bauchgefühl. Ich kann mich nur für oder gegen etwas einsetzten, wenn ich verlässliche Daten & Fakten über ein „vorher/ nachher“ habe. Und die fehlen mir hierbei.

Dort, wo Lärm- oder Sicherheitsaspekte es erfordern, ja. Aber wir müssen auch darüber nachdenken, ob wir bestimmte Hauptverkehrsstraßen wieder auf Tempo 50 setzen. Diese Frage möchte ich mit den Bürgern diskutieren.

Eine Ausweitung von Tempo-30-Zonen ist sinnvoll, wo es Anwohner- und Verkehrssicherheit verbessert, z. B. in Wohngebieten, an Schulen oder Pflegeeinrichtungen sowie dort wo wir den Radverkehr gezielt fördern wollen.

13. Was werden Sie unternehmen, um mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen?

Wir brauchen in erster Linie ein funktionierendes Liegenschaftsmanagement. Es gibt noch einige städtische Liegenschaften, welche die Stadt, ohne Tafelsilber zu verschleudern, für bezahlbaren Wohnraum zur Verfügung stellen kann. Auch gibt es bereits jetzt eine gute Zusammenarbeit mit lokalen Akteuren am Immobilienmarkt, die dasselbe Ziel verfolgen.

Als Kandidat der CDU stehe ich für das, was in unserem 10-Punkte Programm steht: Wir sorgen für bezahlbaren Wohnraum und familienfreundliche Eigenheime für alle Lebensentwürfe. Ob klassisches Eigenheim oder moderne Mietwohnung – in Lünen soll jede und jeder das passende Zuhause finden. Hier braucht es ein engeres Zusammenspiel mit den Wohnungsbauunternehmen, den örtlichen Banken und dem technischen Dezernat im Rathaus. Die potentiellen Baugebiete sind bekannt. Wir müssen sie zügig und mit möglichst wenig Bürokratie entwickeln.

Planung von Mix-Quartieren mit festem Anteil von Wohnraum für sozial Schwache Personengruppen (30%). Bestand soweit es sinnvoll ist nutzen und sanieren. Leerstehende oder wenig genutzte Gewerbeflächen umnutzen (Ara-Fläche). Abgängige Gebäude neu errichten. Planung von Wohnprojekten für Jung und Alt.

14. Was wollen Sie tun, um auf der ehemaligen Steag-Fläche Arbeitsplätze zu schaffen?

Ich bin seit einigen Jahren in engem Kontakt mit der Wirtschaftsförderung, den Investoren und der Stadtplanung. Das Kriterium möglichst viele Arbeitsplätze ist nicht allein ausschlaggebend. Wir müssen auch dafür Sorge tragen, dass dort zukunftsfähige Industriearbeitsplätze mit fairen Löhnen geschaffen werden. Nur Masse allein reicht nicht.

Es darf nicht sein, dass dieses Potential weiter brach liegt. Ich als Bürgermeister werde das Thema zur Chefsache machen und als Brückenbauer auftreten, denn ein großes Problem liegt darin, dass hier unterschiedliche Vorstellungen der beteiligten Parteien vorliegen, wie es mit der Fläche weitergehen soll. Ferner möchte ich diese Fläche mit den Eigentümern überregional potentiellen Investoren schmackhaft machen. 

Ansiedlung für produzierenden Unternehmen – keine Ansiedlung von Logistikern. Aber auch Anreize für ortsansässige Unternehmen und Handwerksbetriebe (Standortsicherung, Förderungen), schnelle Genehmigungsverfahren, mögliche Mix-Nutzungen (Gewerbe, Dienstleistung, Forschung, Weiterbildungseinrichtungen)

15. Welchen Beitrag kann Lünen für den Klimaschutz leisten?

Lünen kann trotz HSK viel tun. Z.B. bei allen Straßenbaumaßnahmen dafür sorgen, dass Regenwasser in Baumscheiben abgeleitet wird um dort zu versickern. Wir können auf allen öffentlichen Gebäuden Schulen / Turnhallen etc. Dachbegrünung und Photovoltaik prüfen. Aktivierung bereits genutzter Flächen & Innenverdichtung vor Freiflächenverbrauch.

Wir können viel tun. Neue Radwege, digitale Ampelsteuerung, Stadtbegrünung und Schwammstadtkonzepte helfen dem Klima und verbessern die Lebensqualität. Klimaschutz beginnt mit konkreten Maßnahmen vor Ort.

Dach-PV-Offensive für alle öffentlichen Bauten über die Stadtwerke u.Bürgerenergiegenossenschaften. Energieeffizienz und erneuerbare Energie fördern. Maßnahmen zur Klimafolgenanpassung, mehr Stadtgrün, Tiny-Forests und mehr Bäume, begrünte Dächer/Fassaden

16. Sind Sie mit dem bisherigen Ergebnis von Smart City zufrieden?

Nein. Smart City in der Verwaltung ist die Möglichkeit, effiziente & bürgerfreundliche Dienstleistungen anzubieten, Ressourcen besser zu nutzen um den Alltag der Bürger zu verbessern. Ziel ist Prozessoptimierung, Informationstransparenz & schnellere Entscheidungen. Das ist beim Bürger nicht spürbar und nur darauf kommt es an.

Wir haben einige gute Projekte angestoßen, wie Bike-Sharing im gesamten Stadtgebiet oder die beliebte Stadtführungs-App. Als Dezernent war ich dafür zuständig. Wenn wir mehr finanzielle Spielräume hätten, wären noch weitere Schritte möglich. Ich will diesen Weg konsequent fortsetzen.

Nein, hier ist wesentlich mehr zu tun insbesondere in Verbindung mit Förderprojekten. Denken wir allein an die intelligente Verkehrslenkung oder auch das digitale Service-Angebot für die Bürgerschaft in Form von zuverlässigen Online-Diensten. Regelmäßiges Monitoring und Anpassung des Angebots ist erforderlich.

17. Welche Umsetzungsmöglichkeiten sehen Sie für den Kulturplan?

Der Kulturplan beinhaltet Maßnahmen zur Verbesserung der kulturellen Angebote u. der Vernetzung zwischen Kulturschaffenden mit Verwaltung. Ziel: Kommunikation verbessern, Kultureinrichtungen barrierefreier gestalten & neue Kulturinitiativen fördern sowie ein junges Beratungsgremium installieren. Ich erwarte,dass dies trotz HSK umzusetzen ist.

Ich habe diesen Plan in meiner Verantwortung mitentwickelt. Es sind 89 Maßnahmen enthalten, die realistisch und machbar sind. Ich werde mich dafür einsetzen, dass sie auch tatsächlich umgesetzt werden. Kultur macht Lünen lebenswert und verbindet Menschen. Kultur ist kein „nice to have“, sondern notwendig. Insbesondere ist mir besonders wichtig, dass wir den Fokus auf die junge Generation legen. Sei es mit einem DJ-Picknick und mehr Veranstaltungen in Museum, Theater und Stadtbücherei.

Förderung lokaler Künstler ist von zentraler Bedeutung. Raumangebote schaffen für Kulturprojekte in Quartieren, Ateliers, Kooperationen mit Schulen sowie mit Vereinen. Dies sollte ergänzt werden durch ein verbessertes Zusammenspiel von Kultur, Einzelhandel und Gastronomie, das zentral von der Kulturverwaltung begleitet wird.

18. Welche alternativen Konzepte sehen Sie für die Innenstadt?

Fr. Linn & ich haben an einem Fachvortrag „Innenstadtentwicklung“ teilgenommen. Ich könnte seitenweise schreiben. Nur so viel: Stadt ist viel mehr als Shopping. Es geht um Aufenthaltsqualität, Erlebnis & Genuss. Die City ist die Visitenkarte einer Stadt ! Und die muss was hermachen.

Eine attraktive Innenstadt lebt nicht nur vom Einzelhandel, ganz im Gegenteil. Dann erlebt man Städte, die um 19 Uhr tot sind. Es muss ein guter Mix sein. Dazu gehören existierende Events, wie die Lünsche Mess, aber vielleicht auch weitere Formate, wie spezielle Märkte oder Pop-Up-Ausstellungen. Die Gastronomie und Cafés machen Lünen auch außerhalb der Ladenöffnungszeiten lebendig. Das soll so bleiben. Wir unterstützen gerne neue, kreative Ideen. Unser damaliges Stadtexperiment im nördlichen Teil der Innenstadt – das ebenfalls in meinen Verantwortungsbereich gefallen ist – hat gezeigt, wie viel kleine Veränderungen bewirken können. Ob kleinere Veranstaltungen, neue Sitzmöglichkeiten oder sogar Solarbänke, um sein Handy zu laden. Für den Fall, dass es die Finanzen zulassen, möchte ich den Tobiaspark umgestalten und familienfreundlicher machen. So wird die Innenstadt wieder ein Platz, an dem man gerne ist – nicht nur zum Einkaufen.

Durchführung von Bürgerforen, Workshops, Analysen von Fußgänger-Strömen um Handlungsoptionen zu entwickeln. Punktuelle Experimentierflächen (Pop-up-Stores) sowie die Einrichtung eines dauerhaften Feierabendmarkes.

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