
Viele Gemeinden halten sich auch heute noch einen Ältestenrat. Das hat sich über die Jahrhunderte bewährt. Es ist ein hoch angesehenes Gremium, das nur zu ganz besonderen Anlässen zusammentritt. Die Bevölkerung Lünens wird über die Lüna-Warn-App (3 mal 10 Sekunden Piepton) informiert, wenn der Ältestenrat sich einbestellt hat. Dann weiß jedes Kind, das wieder über streng geheime Dinge gesprochen wird.
Kein weißer Rauch
Anders als bei der Papstwahl steigt nach den Stammessitzungen am Lagerfeuer kein weißer Rauch auf. Weißer Rauch ist im Vatikan bekanntlich ähnlich einer göttlichen Niederschrift. Beim Ältestenrat gibt es kein Protokoll. Einladungen sind verpönt, geschweige denn, dass das Volk erfährt, worum es geht.
Vom Chefcroupier zum Kämmerer
Nach außen dringt nur, dass der Ältestenrat zusammenkommt, wenn die innere Sicherheit massiv bedroht ist. Das war vor Kurzem der Fall, als durchsickerte, dass der Chefcroupier der Spielbank Hohensyburg als Kämmerer nach Lünen strafversetzt wurde. Und weil der als Boss über Millionen Jetons abdanken musste, darf die Lippestadt ab sofort auch kein Geld mehr ausgeben. Das war seine Retourkutsche. Vielleicht sind es aber auch die Spätfolgen der Derivate-Geschäfte. Wer weiß das schon?
Große Feder Lucky
Was wir über den Ältestenrat wissen dürfen, ist seine Zusammensetzung. Früher gab es noch ein Mindestalter. Das lag bei 80 Jahren. Das ist längst vorbei. Den Häuptling erkennt man an seiner Tätowierung am rechten Oberarm, die aus drei Buchstaben besteht: GFL. Diese Initialien bedeuten Große Feder Lucky. Von den anderen Kleinkönigen ist Sitting Bulleb vom Stamme der Sioux als der Unberechenbarste bekannt. Weitere Lagerfeuer-Kommandanten sind: Comanchen-Christoph, Apachen-Dahlke, Irokesen-Hohl und Navajo-Niehues. Aus Gründen des Datenschutzes wird nie mitgeteilt, wo die Treffen stattfinden.
Brötchen mit Lachsersatz
Nachdem über die romantischen Plauschrunden im muckeligen Wigwam eigentlich nichts an die Öffentlichkeit dringen konnte, sickerte doch etwas durch. Vor rund sechs Jahren kam raus, dass während der Stammestreffen Fingerfood gereicht wurde. Die große Frage, an der die Stämme um ein Haar zerbrochen waren, lautete: Dürfen Brötchen mit fangfrischem Lachs belegt werden, der vor den nördlichen Atlantikinseln vor der Küste Schottlands nachhaltig gefangen wurde? Oder ist es rechtlich und ökotrophologisch unbedenklich, dass während der Lagerkonferenzen Schrippen mit Lachsersatz gereicht werden?
Weizenschrippen
Nachdem die Stammesältesten um Große Feder Lucky zweimal berieten, einigte man sich auf einen Kompromiss: Neben dem traditionellen Stockbrot darf weiterhin fangfrischer Lachs auf Brötchen serviert werden. Allerdings werden aus Kostengründen nur Weizen- statt Dinkelbrötchen angeschafft. Zusätzlich wird zukünftig auf Gitarrenmusik während der Pausen verzichtet.