Erste tiefenplakatonische Analyse
Es kommt nicht nur auf die Aussagen auf den Plakaten an. Mindestens genauso wichtig ist die Menge. Daraus werden Rückschlüsse auf Kandidaten und Parteien gezogen. Wir haben den Plakatwall des 4,1 Kilometer langen Innenstadtrings auf Basis tiefenplakatonischer Erkenntnisse analysiert. Also, was verbirgt sich hinter den oberflächlichen Schichten der politischen Parteien.
Viktoria-Str. – Kurt-Schuhmacher-Str. – Konrad-Adenauer-Str.

182 Plakate am 16. August 2025
Nimmt man Hin- und Rückweg, sind wir bei 350 Plakaten, wenn man die einseitig bedruckten Stellwände berücksichtigt. Die Strecke ist 4,1 Kilometer lang. Zu Fuß ist man ca. eine Stunde unterwegs. Mit dem Auto genau 7 Minuten 19 Sekunden netto, abzüglich der Ampelphasen.
Insgesamt ein bunter Strauß. Bürgermeisterkandidaten, Kommunalparteien, Kreis und Landrat geben sich nicht die Klinke, sondern die Plakate in die Hand. Für Fußgänger sind die Plakate rausgeschmissenes Geld. Wer geht schon freiwillig den Innenstadtring ab? Radfahrer haben hier auch kaum etwas verloren. Zielgruppe sind die Autofahrer.
Am 16. August führt die SPD
Die SPD kämpft mit Mann und Maus um die Vormachtstellung auf Plakaten. Mit 32 in einer Fahrtrichtung führt die SPD vor der FDP, die 26 Mal vertreten ist. Die FDP hat es also eingesehen, dass die Schuldenbremse „Bullshit“ ist. Sie haut ihr ganzes Budget für Plakate raus – Chapeau! Knapp dahinter schon die mit den Visionen. Im Vorbeifahren schwer von der CDU zu unterscheiden. Seit wann hat die CDU (24 Plakate) Visionen? Farblich passen CDU und Vision für Lünen aber gut zusammen. Immerhin mischt die GFL mengenmäßig ordentlich mit. Die Farbe ist eine Mischung aus Lehm und Orange. So wie ihre Politik, etwas klebrig, lässt sich aber leicht auswaschen. Auf die anderen Parteien gehen wir noch ein.
Don Corleone

Bei ihm hat der Maskenbildner ganze Arbeit geleistet. Anschließend wurde Mario mit einer Ladung Botox to go abgemischt. Seine Ausbildung zum Paten begann er als Bürgermeister von Selm, dem Sizilien des Nordens. Er tritt selten in der Öffentlichkeit auf. Seit Lünens Spielbank-Präsident Jethon das Geld regiert, kümmert sich die Umlage-Mafia in Unna persönlich und schickt Don Corleone vorbei. Nah bei den Menschen, heißt es dann. Und das soll gerne als Drohung verstanden werden. Er ist schwer bewaffnet und holt die Kreisumlage selbst ab. Bei jedem von uns.
Die Linke

Das ist konsequent. Die Linke weiß natürlich um die mafiösen Strukturen und fordert folgerichtig, dass alle Ratsmitglieder sofort zu entwaffnet werden.
Die Grünen

Endlich mal ein Politiker (Name der Redaktion bekannt), der es einsieht. Einsicht ist der erste Weg zur Besserung. Lünen kann mehr als er. Wir wissen nicht, über welche Fähigkeiten dieser freundliche Herr verfügt. Er selbst glaubt zu wissen, dass Lünen ihm überlegen ist. Das erste Plakat, auf dem ein Politiker bei strahlendem Sonnenschein sein Scheitern zugibt. Das verdient Respekt. Sein schwarzes T-Shirt verrät alles über seinen Gemütszustand: Wenn Politiker Trauer tragen. Hut ab für diesen ehrlichen Schritt. Jetzt ist Lünen am Zug.
Das rechte und das linke Plakat des Teufels

Oder: Erst beim Anblick dieses Wahlbaumes wird einem die Schönheit von Maibbäumen bewusst.
Die Kandidatin


Das ist doch mal eine schöne Geschichte. Zu Beginn des Wahlkampfs machte Martina Förster-Teutenberg noch einen zurückhaltenden und leicht abgehängten Eindruck. Ihr Gegner aus dem Land des Lächelns setzt die erste Duftmarke.
Kaum waren die ersten Prognosen öffentlich, änderte Martina sofort ihre Strategie und schwenkte um auf Boxenluder. Damit machte sie reichlich Boden gut auf ihren Schwiegermutter-Kandidaten.

Clever wie die Lünerin von Haus aus nun einmal ist, plant sie über den Tag hinaus, falls es mit dem Spitzenamt nichts wird. Schon vor Ende des Wahlkampfes unterschrieb sie einen lukrativen Werbevertrag als Model bei Toblerone.
Vision für Lünen

Schon der frühere Bundeskanzler Helmut Schmidt warnte: Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen. Noch bevor Vision für Lünen ins Rathaus einzieht, ist sie schon hart auf dem Boden der Tatsachen angekommen.

Aha! Da werden gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Zuerst wird Vision für Lünen gewählt und anschließend kann man sich dagegen behandeln lassen, noch vor Beginn der nächsten Kommunalwahl. Sehr geschickt. Die tiefenplakatonische Analyse fördert Interessantes zum Logo (nicht auf dem Bild) ans Tageslicht: Es erinnert an ineinander geschlungene Hände in einem Halbmond. Da sagt uns Folgendes:
Vision für Lünen weiß, dass ein Großteil der Menschen bei Vollmond schlecht durchschlafen kann. Da liegt es auf der Hand, einen Halbmond für das Logo auszuwählen. Und die Hände symbolisieren: Glückwunsch, mit uns schläfst du wieder besser. Genial.
Der Kandidat des Lächelns


Christian Klicki hat es geschafft. Trotz Haushaltssperre hat er einen Kitaplatz ergattert. Und das geht so. Eilends wurde eine Kitakommission für neue Dezernenten gegründet. Juristisch abgesichert wurde dann in nichtöffentlicher Sitzung vom Kitavorsitzenden aus der Lostrommel ein Kitaplatz gezogen. Der glückliche Gewinner (siehe Foto) ist Christian Klicki. Gratulation!
Für Christian Klicki gilt das gleiche, wie für seine Kontrahentin um das Bürgermeisteramt, Frau Förster-Teutenberg. Er ist ein Meister in Vorausplanung. Sollte es für ihn nicht auf den Chefsessel reichen, hat er sich umgesehen, wo er zukünftig eingesetzt sein möchte. Unsere Recherche ergab, dass er der neue Erste Standesbeamte der Stadt wird. Und das verrät uns auch sein Plakat: Einer, der Menschen zusammenbringt. Das kann am besten ein Standesbeamter. Perfekt.
Der Bäumeflüsterer

Die Herzkammer des GFL-Kandidaten Andreas Dahlke (Gemeinsam für Lünen) ist Brambauer. Von hier aus will er das Rathaus erobern. Er ist staatlich bestellter Bäumeversteher. Geht gerne ins Theater und ins Kino. Beim nächsten Regen drohen Theater und Kino zu versinken. Deshalb setzt er sich für einen nachhaltigen Hochwasserschutz in der Lippestadt ein. Er will auch mehr Bildung und überhaupt mehr Platz für alles und dass der Rasen schön grün bleibt. Dann will er immer weiter und noch mehr denken. Das geht natürlich nur, wenn man die Ärmel hochkrempelt. Am liebsten wollte Andreas von Kopf bis Fuß zu sehen sein. Hat ihm sein Management von abgeraten. Dann wären die Gummistiefel zu sehen gewesen. Das wäre zwar super authentisch, aber irgendwie nicht smart genug.
Natürlich hat auch Dahlke für den Fall der Fälle gesorgt, falls es wider Erwarten nicht zum Bürgermeister von Brambauer reicht. Er hat die ganze Familie gezwungen sich für ein Ratsmandat zu bewerben. Fünf Dahlkes stehen zur Wahl. Er baut Clan-Strukturen auf. Und als Unternehmer kann er rechnen. Wenn alle ein Mandat haben, sahnt man schon mal ganz schön ab. Monatliche Ehrenamtspauschale, Sitzungsgelder, Fraktionsvorsitz, Ausschussvorsitz. Das sind locker 4 – 5.000 Euro im Monat.
BSW Bündnis Sahra Wagenknecht

Am 16. August war die Plakathochburg des BSW an der Viktoriastraße. BSW ist programmatisch nah an der Partei Die Linke. Irgendwie will Sahra Wagenknecht auch den Rat in Lünen entwaffnen. Ihr ganzes Programm hat natürlich einen intellektuellen Anspruch. BSW kann man an der VHS belegen. Nach 10 Semestern bekommt man eine Urkunde, von Putin himself unterschrieben.
Das BSW mit Sahra Wagenknecht in der Hauptrolle sollte auch das Musical durch das Ruhrgebiet touren. Das OVG Münster hat der Klage von Sahra Wagenknecht widersprochen, den Namen in DAS SAHRICAL umzubenennen.
FDP

Irgendwie können sie einem leid tun. Zum Schluss haben die Liberalen nochmal die Schleusen weit geöffnet. Ihr Plakate-Wumms konnte anfangs mit den Großen mithalten. Sie glauben auch nicht mehr an sich selbst. Haben sich zum Schluss für ein letztes Foto an der Lippe aufgestellt. In Reih und Glied. Gleich kommt das Hochwasser. Dann steht der FDP das Wasser nicht mehr nur bis zum Hals.
Die Unterstützung der Grünen für die FDP kommt auch zu spät – macht Kröten locker für den Artenschutz. Ach ja, die Grünen. Jahrzehntelang den Haushalt ablehnen, aber den Kröten über die Straße helfen.
Pro Verkehrsstuss, Umwelt e. V.

Nein, wir haben uns nicht vertan. Aber wenn Pro Verkehrsstuss e. V. auf Plakate verzichtet, dann schauen wir mal plakattechnisch zum neuen Nachbarn rüber. Die haben Ähnliches im Sinn. Die Vision von PVFL lautet: Höhere Geschwindigkeit bedeutet weniger Stau. Höhere Geschwindigkeit hilft, Zeit einzusparen und senkt den Kraftstoffverbrauch. Da kann Tempo 50 auf dem Innenstadt-Highway nur der Anfang sein. Zeit ist ein knappes Gut, dann darf Tempo 100 auf der Kurt-Schumacher-Str. kein Problem sein.
¹Wissenschaftler untersuchten die Emissionswerte bei 30 und 50 km/h in der Madrider Innenstadt. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass sich durch die Reduzierung der Geschwindigkeitsbegrenzung von 50 km/h auf 30 km/h bei normaler Fahrweise die Fahrzeit nicht erhöht, aber der Kraftstoffverbrauch sowie die NOx-, CO- und Feinstaub-Emissionen deutlich abnehmen. Die Studien, die belegen, dass die Fahrtzeit bei einer Reduzierung von 50 auf 30 km/h sich nicht erhöht, aber der Kraftstoffverbrauch und NOx-, CO- und Feinstaub-Emissionen deutlich abnehmen.
¹ Auszug aus Wissenschaftlicher Dienst des Deutschen Bundestages vom 2. August 2019. Fahrzeugemissionen bei 30 km/h und 50 km/h. AZ: WD 8 – 3000 – 102/19
Fazit
Das war eine Momentaufnahme der Plakate auf dem Innenstadtring am 16. August 2025. Hin und zurück sahen wir 350 Plakate, ohne die anderen Werbeplakate. In beide Richtungen waren wir mit dem Auto 14 Minuten 38 Sekunden unterwegs. Seitdem wurde nochmal kräftig mit Plakaten aufgeforstet und ausgebessert. Nur die Emissionshengste von Pro Verkehrsstuss e. V. blieben standhaft. Null Plakate, aber dafür mit 80 Sachen durch die Fußgängerzone. Bei der nächsten Kommunalwahl 2030 möchte ich den Innenstadtring unter 4 Minuten schaffen. Hin- und Rückweg versteht sich. Bei intelligenter Ampelschaltung, (auf Grün folgt Grün) ist das keine Zauberei.