Wissenschaftler aus neun Staaten, in denen Zuckerrübensirup hergestellt wird, kamen im Herbst 2007 zu einer außergewöhnlichen Konferenz zusammen. In Diskussionsrunden, Podiumsveranstaltungen und Workshops wollte man Genaueres in Erfahrung bringen, wie es zu dem Phänomen der Rübenkrautwanderungen in Kreisverkehren kommt. Um es vorwegzunehmen: Die Frage konnte nicht beantwortet werden. Auch in Fachpublikationen wie zum Beispiel Handkes Erzählung „Die Angst der Zuckerrübe beim Elfmeter“ findet man keine Hinweise, aus denen ein Zusammenhang konstruierbar wäre. Gleiches gilt, setzt man sich mit der bekanntesten deutschen Sage „Der Rübenfänger von Hameln“ auseinander.
Wenden wir uns dem Herstellungsprozess des Zuckerrübensirups zu, um tiefenkrautolgosiche Ansätze und Erkenntnisse des Phänomens der Kreisverkehrswanderungen zu gewinnen. Begonnen wird mit der Rübenabladung. Weiter geht es zum Steinefänger und der Rübenwäsche. Nachdem der Rübenbunker passiert wurde, werden die Schneidemaschinen aufgesucht. Im Anschluss daran wird die Kochanlage durchlaufen. Am Ende der Produktionskette stehen das Abpressen, Reinigen, Eindicken und die Einlagerung. An jedem Punkt dieses Herstellungsprozesses haben Rübentherapeuten und Zuckerpsychologen nach Hinweisen geforscht, ob und warum es Rübenkraut in Scharen zu Kreisverkehren zieht. Bislang ohne Ergebnis.
Unbestätigten Meldungen zufolge sind in ostdeutschen Zuckerrübenabbaugebieten wie Rübenburg und weiten Teilen der Zuckermark kollektive Wanderungen (ähnliche der Lemminge) von industriell verarbeiteten Rübenkraut gesehen worden. Die regional engagierte Bürgerinitiative „Kraut und Rüben“ hofft, noch in dieser Dekade mehr Licht ins Dunkel bringen zu können. Ehrenamtliche Beobachtungstrupps wollen rund um Bad Zuckerwalde alle Kreisverkehre beobachten.
Was wissen wir bis heute? In signalgelben, pappähnlichen Schutzanzügen verlassen sie nachts in großer Zahl das Werk und suchen Kreisverkehre auf. Die gelben Schutzanzüge sind wetterfest und luftdicht. Am Kreisverkehr angekommen, formieren sie sich übereinander und verharren stundenlang in kreisrunder Haltung.
Einer Amateurfotografin gelang die bisher einzige Aufnahme von ca. 200 frisch abgefüllten Zuckerrübchen. Nachts reihten sie sich am Kreisverkehr in Rübenheim auf, in modischer Pappkleidung vor der Kälte geschützt. Noch vor Anbruch der Morgendämmerung verschwanden sie wieder. Die Frage nach dem Warum bleibt.
Die Fachwelt steht vor einem Rätsel …
In ihren neuesten Ausgaben (03/2025) berichten der Goldsaft-Bote und der Rübenkrauter, dass der renommierte Modeschöpfer Kuno Krautani eine modische Rübenkrautbekleidung entworfen habe. Krautani wies die Presseberichte voller Empörung zurück.