Jahrzehntelang war der Bahnhofsvorplatz in Lünen einfach nur Bahnhofsvorplatz. Er war einfach da. Es hat ihm gereicht. Auch einen Namen brauchte er nicht. Man kannte ihn trotzdem. Das soll nun anders werden. Wir Bürgerinnen und Bürger sollen nicht nur wissen, dass wir einen Vorplatz haben, sondern ihn auch beim Namen nennen. Mit echtem Straßenschild.
Und wie es der Zufall will, baut das Multikulturelle Forum direkt neben dem Bahnhof ein schönes, neues und helles Gebäude. Da liegt es einfach nahe, dass der triste Bahnhofsvorplatz vom Glanz des neuen Forums etwas abbekommt.
Platz der Vielfalt
Den Namen liefert das Multikulturelle Forum gleich mit – praktisch, oder? Doch nicht alle sind begeistert von „Vielfalt“ am Bahnhof. Die selbst ernannten Experten der CDU finden, dass „Platz der Begegnung“ passender sei, schließlich gehöre der Ort ja uns allen. Aha, heißt das, Vielfalt meint eigentlich nur viele, aber nicht alle? Da müsste doch nachgebessert werden, oder?
Warum aber werden die Menschen, die Tag für Tag zum Bahnhof strömen, nicht nach ihrer Meinung gefragt? Immer heißt es doch, man wolle die Bürger mitnehmen und beteiligen.
Hier könnte der frisch gewählte Rat für den Bahnhofsvorplatz gleich mal üben: Eine kleine Online-Umfrage ist schnell gestartet. Wer weiß, welche vielfältigen Ideen dabei noch ans Licht kommen. Ist das nicht auch gelebte Demokratie?
Wir haben unseren kleinen Werkzeugkoffer mit Ideen für den Bahnhofsvorplatz umgestülpt – und herausgepurzelt sind diese Namensschilder:
Platz der Demokratie
Getreu dem alten Sprichwort, „Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte“, lässt sich sagen: Wer Vielfalt ablehnt und Begegnungen scheut, dem könnte die Demokratie als Lösung dienen – oder etwa nicht?
In unserem Werkzeugkasten warten noch mehr Begriffe auf Sie – bitte sehr, greifen Sie zu:
• Platz der Reisenden
• Lippe-Transit-Platz
• Platz der Pendler
• Tor zum Münsterland
• Nordtorplatz
• Platz des Horizontes
• Platz des schienengebundenen öffentlichen Nahverkehrs
Damit der Bahnhofsvorplatz nicht nur funktional, sondern auch ein echter Blickfang wird, könnte ein farbenfrohes, lebendiges Blumenbeet für frischen Glanz sorgen. Im Zentrum thront eine alte Lokomotive, aus deren Führerstand Lukas, der Lokomotivführer, dem vorbeiziehenden Volk freundlich zuwinkt. Dieses lebendige Bild lädt geradezu dazu ein, dem Platz einen neuen, einprägsamen Namen zu geben:
Platz des Lokomotivführers
Wie das Multikulturelle Forum (MkF) mit stolzgeschwellter Brust in der Presse verkündet, flossen 6 Millionen Euro in diesen Bau. Sandfarben präsentiert es sich, mit einer Glasfront, die das Licht einfängt, und einem grünen Dach, das wie ein lebendiger Teppich die Natur umarmt. Doch betont der Leiter des MkF nachdrücklich: Diese Haus ist nicht für das MkF gebaut, sondern für Lünen – eine Stadt, die keinen einzigen Cent aus der eigenen Tasche beisteuern musste. Sollte hier nicht noch ein Blumenbeet blühen, vielleicht mit einer kleinen Lok und Lokführer, die dem Ort eine verspielte Seele verleihen?
Da geht noch was!
Warum nur der Bahnhofsvorplatz? Um den Bahnhof herum gibt es jede Menge Plätze ohne ordentlichen Namen. Die Karte zeigt, dass für jeden etwas dabei sein kann.



Heidenei!!!
Mir gefällt “Platz der Pendler” am besten. Der Alliteration wegen! Und überhaupt! Aber dann beschweren sich die Pendlerinnen wieder … ist das schwer, es allen recht zu machen.
Oder kurzum Lukas-Platz. Des berühmten Lokomotivführers halber. Da haben die Menschen etwas zum Rätseln: wer ist denn der Lukas von Lünen? Kann man aber nicht googeln.
Ein echtes Problem hat sich da aufgetan. 🤔 ich bin ratlos.
Vielleicht Ratlosplatz? Nicht zu verwechseln mit Rathausplatz, den ja kaum jemand Willy-Brandt-Platz nennt …
Platz der Pendler müsste gehen, die Pendlerinnen stehen doch eh in der Küche😂. Lukas scheidet leider aus, wegen der Nähe zu Hau-den-Lukas. Vielleicht „Platz der Pünktlichkeit“. Damit hätte man den humorvollen Teil der Pendler gleich am Vorplatz abgeholt. Es gibt einen weiteren Kommentar. Ich glaube, wir machen eine Serie aus dem Platz.Vielen Dank!
Kenan Kücük ist mir gut bekannt. Ich wäre allerdings für „Babylonischen Platz“ – er würde zumindest das tatsächliche Sprachgewirr, die Vielfalt, in Lünen abbilden. Natürlich mit dem Bezug zum Alten Testament und damit zum Nahen Osten. Muslime werden sich erinnern das wesentliche Teile ihrer Religion aus dem Christentum und Judentum entstanden sind. (Von daher….)😂Und der Kommunalpolitik ist die Umbenennung der Langen Straße in Babylonische Vielfaltsstraße zu empfehlen. Realitätsnah wäre es – auch wäre zu empfehlen – die Verbotsschilder für Radfahrer (EScooter halten sich sowieso nicht daran) abzuhängen. Das würde den zuständigen Dezernenten erheblich entlasten – er kann weiterhin nichts tun, es würde Ressourcen frei setzen. Vielfalt eben. Ideologie, hier mit staatlicher Unterstützung, auch eines Bauprojektes, funktioniert ohne Rücksicht, ohne die geschichtliche Entwicklung zu berücksichtigen, in die andere leere Ideologie. Ideologische Phrasen ärgern und vertiefen die Gräben – anstatt diese zuzuschütten. Eine Gesellschaft ohne Zusammenhalt – in der derzeitigen vielfach zersplitterten Struktur – muss mit Vorsicht behandelt werden. Gemeinsamkeiten waren und sind zu keiner Zeit zu erzwingen. Und ein bisschen Sarkasmus, viel Humor, ist angebracht. Multi Kulti muss auch einen andere Rolle spielen – die der wirklichen a l l s e i t i g e n Integration – die nie zu Lasten eines Teiles der Gesellschaft gehen kann. Moscheevereine habe sich auch zu bemühen. und nicht dem Hörnerklang aus der Türkei zu folgen. Genau so wie all anderen Bevölkerungsteile und auch NGO`s auch aus allen Teilen der Welt die von uns und mit uns partizipieren. Eigentlich geht es um das wirkliche Überleben dieser Gesellschaftsstruktur – ohne jegliche Gewalt oder kulturelle Beeinflussung.
Herzlichen Dank für diesen Bahnhofsvorplatzaufsatz von geradezu epischer Breite und Tiefe. Um Ihre hier beschriebenen Lösungsansätze in die Tat bzw. auf ein Schild zu übertragen, kann es nur einen Weg geben: den der Ortsbegehung! Einzuladen sind neben der neuen Lüner Bahnhofsvorsteherin, ein Dezernent, solange es in Lünen noch welche gibt, Vertreter einiger NGOs, eine Abordnung von Radfahrern (E-Biker bevorzugt), das Multi-Kulti-Forum, einen Integrationsbeauftragten und Torsten Sträter. Wenn Sie einverstanden sind, schicken Sie die Einladungen raus. Dann sehen wir weiter.
Hervorragende Idee. Würde mich freuen wenn Sie als weiterer engagierter Ideengeber initiativ werden. Herzliche, auch humoristische, Grüße Bernd V. Köster